Sunday, 22. January 2012, 13:06 Uhr
Schöne Erfolge im Kegelbillard für unsere Freunde vom 1. BC Chemnitz 1952.
Das Vereinsheim in Chemnitz, Bernhardstraße 68 ist liebevoll gestaltet, beherbergt Matchbillards, Kegelbillards und Snooker, auch gastronomisch wird sich viel Mühe gegeben – wer also Lust hat: Besucher sind gern gesehen und natürlich ist der Verein für jedes neue Mitglied offen.
Hier nun der ausführlicher Bericht aus Bad Wildungen:
Vom 05.11.2011 bis 13.11.2011 fanden im hessischen Bad Wildungen die Deutschen Billard-Meisterschaften statt. Vom 1. Chemnitzer BC waren Isabel Schulze, Sven Hölzel und Mario Gehrke im Billard-Kegeln, Hans-Dieter Herbst und Karl-Günter Appel im 5-Kegel-Billard / Biathlon und die Mannschaft im Billard-Kegeln mit Marcus Marsch, Sven Hölzel, Wolfram Zenker und Till Fritzsche in der Pokal-Endrunde am Start.
Als erste Entscheidung stand am ersten Wochenende zunächst die Konkurrenz im Biathlon an. Beim Biathlon wird bei uns weder mit Gewehren geschossen, noch muss man mit Langlaufski durch den Wald laufen. Vielmehr werden in einer kombinierten Partie die Disziplinen Dreiband-Carambolage und 5-Kegel-Billard auf dem Matchbillard gespielt. Karl-Günter Appel musste nach nur einem Sieg in den drei Gruppenspielen bereits nach der Vorrunde die Segel streichen und belegte am Ende Platz 12 im 16-köpfigen Starterfeld. Hans-Dieter Herbst gewann seine Vorrunden-Gruppe, jedoch der Brocken mit Titelverteidiger Peter Berger (Hanau) im Viertelfinale war für ihn eine Nummer zu groß. Er belegte in der Endabrechnung Platz 8, was sicherlich im Rahmen seiner Erwartungen liegt. Erwähnenswert auch noch neben dem Meistertitel für Marcel Decker (Salzgitter) der hervorragende 3. Platz für Altmeister Siegfried Gehmlich (Leukersdorf), der fast jede Woche unsere Vereinsräume zum Training besucht. Für ihn freuen wir uns natürlich auch.

Zu Beginn der Meisterschaften stehen ebenfalls die Wettkämpfe im Billard-Kegeln auf dem Programm. In der Damen-Einzel-Konkurrenz holte Sachsenmeisterin Isabel Schulze wie auch im Vorjahr wieder die Silbermedaille. Erwartungsgemäß war in der Neuauflage des Finales auch in diesem Jahr die Titelverteidigerin Maika Daniel (Tschernitz) zu stark für unsere junge Mutti.

Stichwort Nachwuchs, Töchterchen Mia war natürlich mit von der Partie und hat gemeinsam mit dem Papa auf der Tribüne die Däumchen gedrückt. Als Belohnung für ihr artiges Verhalten durfte sie mit vom Siegerpodest strahlen.

Bei den Herren war für Mario Gehrke nach jeweils zwei Siegen und Niederlagen nach der Vorrunde Schluss. Mit Platz 11 ein Ergebnis im Rahmen seiner Möglichkeiten. Sven Hölzel spielte nach dem knappen Auftaktsieg gegen den späteren Meister Martin Maltzahn (Leuthen-Oßnig) in der Gruppenphase gut, gewann seine Gruppe, musste sich aber im Viertelfinale dem Silber-Medaillisten Christoph Thomas (Tschernitz) geschlagen geben. Er belegte am Ende den 6. Platz.

Die zweite Disziplin im Billard-Kegeln, die sogenannte Zweikampf-Kombi, begann im Anschluss daran sehr verheißungsvoll. Gehrke startet in seiner sehr schweren Gruppe mit Siegen gegen Titelverteidiger Thomas Schirmer (TuS Ascota Chemnitz) und Lothar Friebel (Dresden) musste nach einer Niederlage gegen Christoph Thomas nur noch sein letztes Gruppenspiel am Dienstagmorgen gewinnen.
Axel Schmidt (Tschernitz) hieß der Gegner. Der vermeintlich leichteste Konkurrent entpuppte sich neben dem eigenen Nervenkostüm als schwerster Gegner. Gehrke unterlag klar und vergab die Chance aufs Viertelfinale, Platz 10 in der Endrangliste. Besser lief es für Hölzel, welcher seine Gruppe souverän gewann, Schmidt im Viertelfinale und Tino Lorenz (Leukersdorf) im Halbfinale ausschaltete. Im Finale stand er wieder dem unbequemen Christoph Thomas gegenüber. Dieser hatte auch hier das bessere Ende für sich. Hölzel holte sich Silber, letztendlich aber doch zufrieden mit dem Ergebnis, wohlwissend, dass es im Pokal noch zu einer Revanche kommen könnte.
Am Donnerstag begannen die Vorrunden im 5-Kegel-Billard. Karl-Günter Appel gewann wie auch seine Kontrahenten Christopher Schock (Rhinow) und Erhard Drechsler (Leuthen) zwei seiner vier Gruppenspiele. Er erzielte dabei auch den besten Punktdurchschnitt und Satzpunktkoeffizienten der drei Anwärter auf den zweiten Platz hinter Gruppensieger Christian Bey (Rothenburg). Da aber laut Regelwerk dieses Ergebnis nur zum Ausscheiden des schlechtesten der drei Delinquenten (in dem Falle Schock) führt und danach noch einmal das Spiel gegeneinander zwischen den verbleibenden Spielern zählt, ging die Lotterie für Appel ganz bitter aus. Weil er nun ausgerechnet gegen Drechsler verloren hatte, sah dieser sich im Viertelfinale und Karl-Günter guckte buchstäblich in die Röhre. Mit Platz 9 am Ende bester Ausgeschiedener zu sein, dürfte für ihn ebenso kein Trost sein, wie die überraschende Viertelfinal-Niederlage von Bundestrainer Gerd Kunz (Groß-Gaglow) gegen Salvatore Brancacchio (Langen). Meister in dieser Disziplin wurde Toni Rosenberg (Freiberg) im Finale gegen Thomas Hähne (Langen).
Für das Abschluss-Wochenende der DM lautete für den 1. Chemnitzer BC die Mission: „Wir holen den Pokal!“ im Billard-Kegeln. Im Vorfeld bereits wurde mannschaftsintern beschlossen, für die Aufstellung des Vierer-Teams „knallhart“ die aktuelle Bundesliga-Rangliste zu Grunde zulegen, in der Liga wird ja zu sechst gespielt. Die Tabelle sieht erwartungsgemäß Marcus Marsch (310 GD) und Sven Hölzel (292) an der Spitze, Wolfram Zenker belegt unangefochten Platz 3 (271) innerhalb des Teams. Auf Rang vier rangiert Kapitän Mario Gehrke (265), was ihm nach seinem persönlich desaströsen Saisonauftakt in Netzen nach den letzten beiden Spieltagen doch noch gelang. Allerdings äußerst knapp, denn Youngster Till Fritzsche trennt nur ein Holz im Schnitt. Nach den Aufritten vor Ort am Wochenbeginn bestand also dringender Diskussionsbedarf – oder eigentlich überhaupt kein Diskussionsbedarf! Der Käpt‘n nimmt zunächst auf der Ersatzbank Platz, Jugend voran und so stand Fritzsche im Aufgebot. Als Deutscher Jugendmeister aus dem Frühjahr auf jeden Fall mit Materialerfahrung ausgestattet und nicht zuletzt mit besseren Nerven.

Die spannende Auslosung am Freitagabend ergab für den Bundesligisten das von der Papierform her wahrscheinlich leichteste Los. Brandenburg-Verbandsligist TSV Jüterbog hieß der Gegner. Im in diesem Jahr erstmals angewandten Modus werden zunächst vier Partien im Satzsystem über jeweils 40 Stoß in die Vollen gespielt. Marsch, Hölzel und Zenker gewannen ihre Duelle souverän mit 2:0. Nur Fritzsche musste in den dritten Satz, siegte aber auch. 4:0, Auftakt nach Maß. In nachfolgenden Partien im BK2plus werden auch 2 Gewinnsätze bis jeweils 70 Punkte gespielt. Alle vier Partien begannen gleichzeitig. Von der Tribüne aus ein einzigartiger Anblick, wenn alle vier Anzeigetafeln auf den ersten Blick den eigenen Spieler kurz nach Beginn mit ca. 20 Holz im Vorteil sehen, beim zweiten Hinschauen zeigte die Tafel am Tisch von Sven Hölzel jedoch ein 26:-5 für seinen Gegner. Was war passiert. Hölzel hatte sich im Laufe des Samstagnachmittags beim Fachmann im Hallenfoyer noch seine Queuespitze mit einem neuen Leder ausstatten lassen, was zur Folge hatte, das er in den ersten Aufnahmen die Bälle, na sagen wir, etwas ungenau traf. Er erklärte den Materialtest angesichts des Spielstandes für beendet, wechselte zur gewohnten Spitze zurück und gewann seine Partie ebenso wie Marcus Marsch, der zwischenzeitlich das Spiel mit dem 5. Punkt für die Chemnitzer entschieden hatte. Zenker und Fritzsche verloren trotz gutem Spiels ihre Partien knapp, was zum 6:2-Endstand führte. Der Einzug ins Halbfinale war perfekt.
Gretchenfrage: Auswechseln oder nicht? Getreu der Devise „Never change a winning Team!“ blieb Gehrke auch weiterhin Non-Playing-Captain. Als Kontrahent stand der ESV Lok Guben auf der Gegenseite. Also gleiche Aufstellung, gleicher Beginn. Die Jugend sorgte für einen 2:0-Start. Marsch und Fritzsche gewannen ihre Partien. Hölzel siegte nach einem Satzverlust dennoch. Nur Wolfram Zenker gab seine Partie ab. 3:1 zur Halbzeit. Match noch nicht gesichert. Spannung für die zweite Hälfte. Marsch sah sich in seiner Partie einem gut aufgelegtem Gegner gegenüber, kämpfte gegen den Rückstand an, verlor aber den ersten Satz mit 49:50. Zenker und Hölzel lieferten sich in ihren Partien einen packenden Kampf mit ihren Widersachern, beide gewannen aber ihre Sätze knapp. Ebenso Fritzsche. Hochspannung, Bluthochdruck auf der Tribüne. Zwischenzeitlich hatte Marcus Marsch sich wieder eingeschossen und dominierte nun seine Partie wie gewohnt. Wolfram Zenker knipste sein Spiel als erster aus. Sven Hölzel wenige Minuten später. 5:1 Zwischenstand! Der Rest Schaulaufen. Marcus und Till siegen beide in drei Sätzen. Endstand 7:1. Finale!
Das zweite Halbfinale war noch einen Zacken schärfer. Zwischen Titelverteidiger und Bundesliga-Konkurrent SV Fortuna Britz und dem Zweitligisten BSV Chemie Tschernitz stand es nach Abschluss aller Partien 4:4 und 10:10 nach Sätzen. Laut Reglement bedeutet das Entscheidung im Tiebreak! Ähnlich dem Elfmeterschießen im Fußball muss jeder Spieler einen Anfangsball spielen, übrigens der einzige Ball im Billardkegeln der immer wieder gleich dasteht und eigentlich trainierbar ist. Reine Nervensache! Zum Glück sitzt man hier nicht als Kapitän auf der Tribüne. Die Zuschauer sahen 8 verschieden ausgeführte Anfangsbälle, die schlechteren auf Britzer Seite. Tschernitz mit Christoph Thomas an der Spitze und Maika Daniel also im Finale.
Das Endspiel geriet zum Glanzpunkt des Auftritts des 1. Chemnitzer BC. Marcus Marsch „verarztete“ Christoph Thomas souverän mit 2:0. Till Fritzsche besiegte Maika Daniel mit 2:1. Sven Hölzel überzeugte gegen Georg Nachtmann ebenfalls mit 2:0. Wolfram Zenker schob stoisch ruhig im ersten Satz bei 112:112 mit dem letzten Stoß die Bälle zur Karambolage mit den Worten „Ich brauch doch nur noch einen!“ und gewann ebenso abgeklärt Satz 2 mit 97:94. Bei Halbzeit also 4:0! Marsch sorgte für den Matchgewinn mit dem fünften Punkt gegen Nachtmann. Till Fritzsche ließ Winfried Kätzmer keine Chance, 2:0, sechster Punkt und Sven Hölzel revanchierte sich bei Christoph Thomas für die Finalniederlage in der Einzelkonkurrenz und holte mit dem 2:1 den 7. Punkt. Nur Wolfram Zenker ließ gentleman-like der Dame den Vortritt. Maika Daniel holt mit 2:1 den Ehrenpunkt.
Souverän sichert sich der 1. Chemnitzer BC erstmals in der Vereinsgeschichte den Deutschen Mannschafts-Pokal im Billard-Kegeln. Ein sensationeller Erfolg.
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